Fotograf in Corona-Zeiten

When the going gets tough, the tough gets going!

Irre Zeiten sind gerade. Alle Medien voll davon und auch auf der Straße sind die Dinge nicht wie sonst. Die meisten Geschäfte haben geschlossen, die Offenen haben Zugangsbeschränkungen, Büros, Schulen und Kitas sind verwaist, dafür werden Millionen Esszimmertische nach dem Frühstück zum Homeoffice-Arbeitsplatz. Der Coronavirus (oder präziser SARS-CoV2) hat alles im Griff.

Was macht man nun als Portrait- und Event-Fotograf, wenn es gerade keine Events gibt und den Leuten gerade verständlicherweise auch nicht der Sinn danach steht, in eine Kamera zu lächeln? Von Rechts wegen dürfte ich aktuell arbeiten – die Handwerkskammer listet „Fotostudios“ als zulässiges Gewerbe auf (Stand 6.4.). Aber 1. kommen gerade keine Kunden und 2. ist ja auch die Frage, inwieweit ich mich einem Risiko aussetzen möchte. Die Eltern von meiner Frau und mir gehören qua ihres Alters zur Risikogruppe und auch für die eigene Gesundheit bleibt die Frage, wie heftig einen CoViD-19 treffen würde – die Erkenntnisse werden gerade eher schlechter als besser.

Die Antwort: Man arbeitet weiter wie bisher, nur eben ohne Foto-Shootings!

„Was?“ fragt der erstaunte Leser da … aber letzten Endes ist es natürlich klar, dass man als selbständiger Fotograf noch etliches andere zu tun hat und einiges davon bleibt liegen, wenn viel los ist. Das ist also nun die Stunde der Dinge, die man lange ignoriert hat. Das Update der Webseite, neue Blog-Einträge (!), Ablage, Büro-Renovierung und vieles mehr. Am besten aber Dinge, die helfen beim Kunden im Gedächtnis zu bleiben. – In der letzten Woche durfte ich der F.A.Z. ein Interview geben, wie es uns Kreativen in diesen Zeiten geht und gestern habe ich meiner Düsseldorfer Fotografen-Kollegin Beate Knappe in Ihrem Podcast #Momentaufnahme Rede und Antwort für Ausgabe #34 gestanden.

Die gesammelten Notizzettel der Dinge, die noch erledigt werden wollen, füllen eine ganze Wand in unserer Wohnung. Einige sind schon abgehakt, aber vieles ist noch offen und – welche Überraschung – manches dauert länger, als ursprünglich veranschlagt. So werden wir (die wir keine Kinder zu betreuen haben) uns auch in den nächsten Wochen nicht langweilen. Oder Monaten. Je nachdem, wie lange es dauert. Auch wenn schon die ersten Stimmen laut werden, nach Ostern möge doch bitte wieder Normalität einkehren – die Politik und die Wissenschaft sind noch strikt dagegen.

Wir haben uns in den Krisenmodus begeben; die Kosten wurden soweit als möglich reduziert, die staatlichen Hilfen in Anspruch genommen, soweit wir uns dafür qualifizieren. So sind wir für die nächsten Monate erst einmal gewappnet – auch wenn es einschneidend wird. Und auch der Zusammenhalt unter Kollegen ist stark. In kurzer Zeit haben sich Netzwerke gebildet (meist Facebook-Gruppen), in denen einerseits praktische Hilfestellung gegeben wurde (Tipps zur Antragstellung von Corona-Programmen), aber andererseits auch gegenseitige mentale Hilfe und Inspiration geteilt wird.

So sitzen wir nun gerade zu Hause und machen das Beste aus der Situation. Etwas anderes bleibt einem ja eh nicht übrig. Wir konzentrieren uns auf „die Zeit danach“ – wann auch immer das sein wird. Wir freuen uns über tolle Kollegen, Unterstützung von unseren Kunden und auch darüber, in einem Land zu leben, das zu denen zu gehören scheint, die die Pandemie besser meistern, als viele andere. Natürlich gibt es zu den akuten Fragen verschiedene Standpunkte, die hart diskutiert werden – aber niemand hat eine solche Krise bisher meistern müssen, ergo gibt es auch keinen Wissensvorsprung. Und hinterher weiss man immer mehr.

Bis dahin wünschen wir unseren Lesern alles Gute, insbesondere Gesundheit und Durchhaltevermögen. Wir sehen uns …